SignetBlüchert-Verlag
Verzeichnis der zwischen 1950 und 1965 bei Blüchert erschienenen Büchervon (Name)



0102030405

Kunstverlag Walter Blüchert

Biberach an der Riß

Von Herbst 1947 bis Herbst 1949 führte Walter Blüchert in Biberach an der Riß einen "(Kunst)Verlag Walter Blüchert",
in dem Kunstmappen, Bildreproduktionen, Kunstpostkarten, Adventskalender, Malbücher
und Zeitschriften (DOK, Aussprache)
erschienen sind. 

DatierungSchutzumschlagBuchAutor, Titel usw.
(1947)
undatiert, die DNB datiert (1948), aber die Autorisie-
rungsnummer ist niedriger als vom Adventskalender 1947. In Reichsmark verkauft, also vor der Währungsreform vom
20. Juni 1948.

bei Booklooker ein Ex.
mit Besitzeintrag der Künstlerin Fridel Dethleffs-
Edelmann von Mai 1948.
Modersohn-Becker: MeisterbilderMeisterbilder: Paula Modersohn-Becker.
Mit einer Einführung von Manfred Hausmann.
Kunstverlag Walter Blüchert - Biberach/Riss.

Mit Bewilligung der französischen Besatzungstruppen (GMZFO. W autorisation No. 259 des Services de l'Information).

Mappe 34 x 23 cm. 4 Textseiten mit 2 Abbildungen.
Druck: Weser-Kurier GmbH. T183.
Neupreis nach Deutsche Nationalbibliothek: RM 24,-

10 lose, römisch numerierte Tafeln mit montierten Abbildungen in Farbe: I. Selbstbildnis mit Schleier,
II. Stilleben mit Blumen, III. Worpswerder Bauernkind,
IV. Frühstückstisch, V. Elsbeth, VI. Mutter und Kind,
VII. Kinder mit Papierlaternen, VIII. Kind auf rotem Kissen,
IX. Mädchen mit blauem Schleier, X. Geschwister.

(1947)
undatiert.
Autorisierungsnummer niedriger als vom Adventskalender 1947.
blei_urausgabeSchmidt, Manfred: Der fröhliche Bleistft.
Male Männchen mit Manfred Schmidt.
20,5 x 30 cm, 32 Seiten.
Impressum: "Verlag Walter Blüchert - Biberach/Riß; GMZFO.W autorisation No. 269 des Services de l'Information". -
Keine Angaben zur Druckerei.

Broschierte Ur-Version dieses Titels.
Neupreis eventuell RM 9,60 (handschriftl. eingetragen)
1947
in Reichsmark verkauft, also vor der Währungs-
reform vom 20. Juni 1948.
Adventskalender, also vor Anfang Dezember (1947).
Adventskalender 1947Adventskalender, mit roter Aufhängeschnur.
Grösse ca. 39,5 x 29 cm.
Ganz unten links steht: Verlag Walter Blüchert
Biberach/Riß, Autorisation Nr. 270.

Auszug aus einer (den Adventskalender abbildenden) Weihnachtskarte des Württemberger Geschichts- und Altertumsvereins für das Jahr 2014: "1947 vertrieb der Biberacher Verlag Walter Blüchert einen aus zwei Blättern bestehenden Adventskalender, der in einer Gesamtauflage von 90'000 Stück hergestellt wurde. Aufklappbare Bildchen ließen Kinderherzen höher schlagen. Doch auch die Preisüberwachungsstelle beim Wirtschaftsministerium Württemberg-Baden interessierte sich für dieses Produkt. Sie hielt den Verkaufspreis von drei Reichsmark für völlig überteuert und leitete Ermittlungen ein. Auf diese Weise hat sich ein Muster des Kalenders in den Akten des Hauptstaatsarchivs Stuttgart (EA 6/003 Bü 4951) erhalten."
Ein im Februar 1948 angedachtes Projekt eines Buches über Biberach wurde nach Absprache mit dem Bürgermeister nicht weiter verfolgt, weil bereits 1946 eines bei Druckerei Haubi, Biberach, auf französisch erschienen war ("La ville de Biberach an der Riss et ses environs", 60 Exemplare, 11 Bildtafeln, aber nur 3 Seiten Text in Handsatz) und für 1950 eine deutsche Chronik geplant war:  "Biberach an der Riss. Bildnis einer oberschwäbischen Stadt. Biberacher Verlagsdruckerei 1950" (von beiden Titeln sind Belegexemplare vorhanden). Eine schon längere Zeit vor dem Kriege bearbeitete Stadtgeschichte war aus Papiermangel  nicht erschienen.
vor 22. Juni 1948

Die Währungsreform trat am 20. Juni 1948 in Kraft. Der Umrechnungswert der alten Reichs- bzw. Rentenmark zur Deutschen Mark war etwa 2:1 bis 10:1.
(mindestens) zwei Reproduktionen nach Originalen der Kunstmalerin Luise Schmidt-Schottler mit den Titeln
"Blaue Vase" - "Puppe Kathrin"
Von den Kunstdrucken sind derzeit keine Exemplare zu finden, doch dass sie produziert wurden, zeigt ein im Stadtarchiv Biberach aufbewahrter Briefwechsel zwischen Walter Blüchert und dem Bürgermeister Wilhelm Leger: Blüchert hatte am 22. Juni 1948 dem Bürgermeister je ein Belegexemplar geschickt, die dieser am 24. Juni lobend verdankte mit der Ankündigung, sie bei der nächsten Gemeinderatssitzung auszulegen und zur Aufhängung in Klassenzimmern der Volksschulen zu empfehlen. Der Gemeinderat bestätigte diese Entscheidung an seiner Sitzung Nr. 307 vom 16. Juli mit dem handschriftlichen Zusatz "verwendet zur Feier der Kreisschule am 27.7.48". -
Von Luise Schmidt-Schottler gibt es u.a. 8 farbige Bildtafeln zu einem 1943  im Gerhard Stalling Verlag Oldenburg erschienenen Kinderbuch "Sonnenfünkchens Abenteuer" von Eleonore Schicht. Luise Schmidt-Schottler (später Rudeloff, 1911-1991) war von 1935 bis Kriegsende die Ehefrau von Manfred Schmidt, dem Erfinder von "Nick Knatterton" und Autor/Illustrator mehrerer bei Blüchert erschienener Kinderbücher.
1948
erschienen vor dem
1. Dezember 1948.
Adventskalender 1948Adventskalender
Grösse ca. 32,1 x 22,7 cm
Verlag Walter Blüchert, Biberach / Riss
Autorisation Nr. 11481/CC/INF/RIL/PW/MH de la Direction de l'Information

Lag am 1. Dezember 1948 vor, als Walter Blüchert
"auch in diesem Jahr" 2x25 Exemplare als Geschenk an Bürgermeister Leger lieferte. Laut Notiz des Bürgermeisters wurden diese an "die Beamten und Angestellten mit kleinen Kindern" verteilt. Weitere Exemplare lieferte Walter Blüchert "zusammen mit Kinderbüchern und Wandbildern" an das Landratsamt, damit sie als Weihnachtsgabe an Flüchtlingskinder verteilt würden.
1948
Datiert auf Rückseite. 

Impressum auf Rückseite
(3,5 x 1,2 cm)
Papst Pius XII.Postkarte "Papst Pius XII"
hergestellt im 7-Farben-Offsetdruck.
10,5 x 14,6 cm.

Text auf Rückseite:

"PAPST PIUS XII, Nach einer Originalfarbaufnahme von E. M. Heddenhausen-Posse, Berlin. Copyright 1948 von BLÜCHERT-VERLAG, BIBERACH / RISS". 
Die 1948 datierte Postkarte kam spätestens im Januar 1949 in den Verkauf;  am 8. Januar 1949 schickte Walter Blüchert ein Belegexemplar an den Bürgermeister von Biberach, welches dieser am 12. Januar verdankte.
In seinem Begleitbrief an den Bürgermeister merkte Blüchert an: "Der Blüchert-Verlag hat (ergänze: die Rechte für) den Verkauf des Kunstblattes für die ganze Welt".

Am 16. Februar 1949 wurde der Druck in Artikeln der "Schwäbischen Zeitung" gewürdigt: "... In diesem Zusammenhang ist auch der soeben erschienene hervorragend gelungene Siebenfarbendruck der einzigen Farbaufnahme von Papst Pius XIII. zu erwähnen, die vom Atelier E. M. Heddenhausen/Posse im Vatikan gemacht worden ist."

Am 31. März 1949 stand in derselben Zeitung: "Neueste Farbaufnahme des Papstes. Der Biberacher Verlag Walter Blüchert bringt eine ausgezeichnete Farbaufnahme des derzeitigen Heiligen Vaters, Papst Pius des XII., heraus, die von der ebenfalls hier ansässigen Berliner Meisterphotografin (sic) Frau Heddenhausen im Vatikan gemacht worden ist. Der Siebenfarbendruck stellt die erste Farbaufnahme des Heiligen Vaters dar, die nach dem Urteil eingeweihter Kenner das beste Portrait des Papstes überhaupt sein dürfte. Frau E. M. Heddenhausen-Posse hat sich schon früher mit ihren ausgezeichneten Farbporträts (sic) führender Persönlichkeiten einen internationalen Namen gemacht."
?
Existenz einer Blüchert-Ausgabe zweifelhaft.
Braun DürerDürer aus der Collection des Maîtres.
Laut Katalog der DNB "Kunstverlag Walter Blüchert / Les Éditions Braun Paris".

Unpaginiert, Broschur.
Texte in Englisch, Deutsch und Französisch.
Ob Walter Blüchert wirklich Kunstbücher in Zusammenarbeit mit den Éditions Braun herausgebracht hat, ist bisher nicht nachgewiesen. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ist bei 47 Titeln der kleinformatigen, mehrsprachigen Reihe "Collection des Maîtres" (ca. 1935 - 1960) vermerkt: "Paris : Braun et Cie - [Biberach/Riß]: [Kunstverl. Braun & Co.]". Dies könnte eine Ente sein, die von zahlreichen Händlern kopiert worden ist. Bisher haben sich alle Spuren zu einer Beteiligung Blücherts an der Reihe des Braun-Verlags nach dem Ankauf der Bücher oder beim Nachfragen als gegenstandslos erwiesen. Hingegen erschienen einzelne Titel der Reihe mit deutschem Titelblatt "Meister der Kunst" bei "Braun & Co - Mülhausen im Elsass".
?
Existenz zweifelhaft. Adalbert Stifter war ein Dichter, kein Maler.
Stifter, Adalbert (?): Mappe mit 10 Tafeln.
Bestellt über Booklooker am 16.2.2013 für Eur. 8,30,
ist aber nicht angekommen. Seitdem ist kein Werk dieses Titels wieder in Online-Angeboten aufgetaucht. Von Stifter gibt es eine Erzählung "Die Mappe meines Urgrossvaters", vielleicht hat es mit diesem Titel eine Verwechslung gegeben.
undatiert,
Datierung nach DNB, vermutlich falsch. 1952 war der Blüchert-Verlag längst nicht mehr in Biberach.

Existenz unsicher.
Kritzelbuch: Mal was anderes für Kinder.
Aus der Reihe Bunte Bären-Kinderbücher (eigentlich
eine Buchreihe des Kinderbuchverlags Berlin).
Nach Deutsche National-Bibliothek:
8 Bl. mit Abb.; 14,5 x 21 cm. Preis -,15.
Biberach/Riß: Blüchert-Verlag [1952].
GMZFO steht für "Gouvernement militaire de la zone française d'occupation". Drucksachen, die den Vermerk "GMZFO.W autorisation No. ... des Services de l'Information" o.ä. enthalten, sind zwischen September 1945 und Mai 1949 zu datieren. Der Walter Blüchert Verlag war einer der ca. 200 Verlage, die in dieser Zeit im Gebiet der französischen Besatzungszone über eine Druckerlaubnis verfügten. Mit der Gründung der Bundesrepublik am 23. Mai 1949 wurde dann die allgemeine Pressefreiheit wieder hergestellt, d.h. die Verlage mussten die Militärregierung nicht mehr um eine Druckerlaubnis angehen.


Das Blüchert-Biberach-Dossier:
Im Stadtarchiv Biberach an der Riß ist in der Akte E Bü 3206 eine Korrespondenz zwischen Walter Blüchert und dem Bürgermeisteramt erhalten, die laut Titelblatt im Juni 1947 eröffnet wurde und aus der sich folgende Eckdaten über die Biberacher Zeit ableiten lassen:
In Bremen, wo Blüchert als Schriftsetzer beim Weser-Kurier arbeitete und in der Parkstrasse 95 wohnte (Abb. links; Quelle: Street View), hatte er mit einer amerikanischen Verlagslizenz etwa im November 1946 einen "Stern Verlag GmbH" gegründet. Das Verlagsprogramm des Stern-Verlags umfasste "Reproduktionen von Kunstwerken in originalgetreuer Wiedergabe vom grossen Kunstblatt bis zur Kunstpostkarte". Als Mitarbeiter wurden genannt: Manfred Hausmann (Schriftsteller, Bremen; Autor der Einleitung zur Paula Modersohn-Mappe; s.o., und 1955 Autor des Textes von "Die Wüste lebt"), R. Hoffmann (Kunsthistoriker, Hamburg), Dr. Werner Haftmann (Kunsthistoriker, Kalkar), Dr. W. Busch (Bremen). Die Fotografen Paul Wolff und Hans Saebens (Worpswede) waren als freie Mitarbeiter beteiligt. - Eine "Stern-Postkarte, Bremen" mit einem Foto von Hans Saebens, Worpswede (Sujet: Windmühle) dürfte aus Blücherts erstem Bremer Verlag stammen.
Nachdem sich Blüchert an den Gouverneur der französischen Zivilverwaltung von Württemberg-Hohenzollern, (Georges?) Weill, gewendet hatte, erteilte ihm die französische Militärregierung am 9. Juli 1947 die Erlaubnis, seine "maison d'édition d'art" von Bremen nach Biberach zu verlegen, erteilte eine Verlagslizenz und stellte ihm Räume in einer von den Franzosen beschlagnahmten Villa an der Dinglingerstrasse 11 in Aussicht. Die Beschlagnahmung des Gebäudes wurde am 14.10.47 aufgehoben (das Gebäude besteht nicht mehr). Blüchert wohnte inzwischen im Hotel Württemberger Hof (Abb. links; abgerissen 2001). Gleichzeitig wendete er sich wegen Verlagsräumen an das Bürgermeisteramt. Bürgermeister Wilhelm Leger bot ihm den Schützenkeller an, den Walter Blüchert am 30.9. in Begleitung von Rechnungsrat Graupner besichtigte. Im Oktober 1947 verhandelte er auch mit dem Glaser Fritz Montag, um dessen Laden zu mieten.
Die Räume im 1. Stock des Schützenkeller-Anwesens (Bismarckring 8) waren nicht bezugsbereit, und obwohl das Bürgermeisteramt den Abschluss der Renovationsarbeiten auf Anfang 1948 in Aussicht stellte, zogen sich diese angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage noch bis Ende August hin. Das Arbeitsamt unterstützte die Ansiedlung des Blüchert-Verlags in Biberach nicht. Bürgermeister Leger hatte ausserdem mit Widerstand im Gemeinderat zu kämpfen. Sechs Wochen bevor der Schützenkeller endlich bezogen werden konnte, rückte das Wohnungsamt Blüchert bereits wegen "unberechtigter Inanspruchnahme zweier Wohnungen" zu Leibe. Als es dann so weit war, wurde auch das Restaurant in derselben Liegenschaft wieder eröffnet, dessen Lärm - neben anderen Widrigkeiten - Blüchert bewegte, "diese heissumkämpften Räume" aufzugeben und seinen Verlag nach Stuttgart zu verlegen, wo ihm günstige Geschäftsräume versprochen worden waren. 
Notiz vom 5. Oktober 1949: "Blüchert-Verlag hat seinen Betrieb bzw. Verlag einschliesslich Zeitschriften-Verlag nach Stuttgart verlegt und das mit der Hospital-Verwaltung bestehende Mietverhältnis im Schützenkeller auf 31.10.49 gekündigt. Akten Hospitalverwaltung und Wohnungsamt."
Das Blüchert-Dossier im Stadtarchiv Biberach endet mit der lapidaren Feststellung: "Laut Mitteilung von Ende März 1950 (ist die) Anschrift des Blüchert-Verlags: Stuttgart-W., Silberburgstrasse 166."

Eine Charakterisierung des Blüchert-Verlags in der "Schwäbischen Zeitung" Nr. 20 vom 16.2.1949:
"Die Unternehmungen, die sich seit 1945 in Biberach niedergelassen haben, zeichnen sich vor allem dadurch aus, daß sie überwiegend lohnintensiv arbeiten, d.h. daß der Wert ihrer Produktion oder Umsätze nicht so sehr durch das Material, wie durch die daran gewendete Arbeit bestimmt wird. Dies gilt in erster Linie für die auf kulturellem Gebiet tätigen, insbesondere für die Verlagsanstalten.
Der Blüchert-Verlag schafft in drei Abteilungen und sieht vor allen Dingen seine Aufgabe darin, Reproduktionen in erster Qualität herauszubringen.
Das geschieht vor allem durch die in der Abteilung Kunstverlag erscheinende Mappenserie "Meisterbilder", durch originalgetreue Wiedergabe nach Radierungen alter Meister und durch eine Anzahl großformatiger Gemäldereproduktionen im mehrfarbigen Buch- und Offsetdruck, die sich als Wandschmuck empfehlen. (...)  -
Die Kinderbuchabteilung pflegt die Herausgabe neuartiger Kinderbücher im Mehrfarbendruck. Von den Autoren sind zu nennen: Manfred Schmidt, Gerhard Brinkmann, Sascha Noskoff. (Anm.: 
Ein Buch von Gerhard Brinkmann erschien erst 1952, eines von Sascha Noskoff ist bisher nicht belegt. Ausserdem: Wer war Sascha Noskoff?)
In der Zeitschriften-Abteilung erschien kürzlich die "Aussprache" mit dem Untertitel *Deutsch-französische Hefte". In einem Sonderartikel, der die Eigenart des Blüchertschen Verlagsschaffens gebührend würdigen wird, soll auch diese begrüßenswerte Neuerscheinung näher betrachtet werden." (Anm.: Der genannte Sonderartikel liegt leider nicht vor.)