SignetVerlagszeile
1954Wildberger, Erich: Die grosse Mannschaft
Ein Roman, in dem alle Träume ihre Erfüllung finden.


Impressum S. 4:
"Durchgesehene und leicht veränderte Neuauflage. Gesamtauflage: 23.-28. Tsd. Copyright 1954 by Blüchert-Verlag, Stuttgart. Schutzumschlag und Innenillustration: Max Ludwig. Druck: G. Hauser, Metzingen/Württ."

Details zum Buch:

160 Seiten
,
Format: 21 x 14,5 cm.
Satz in Monotype Garamond
Einband Ganzleinen mit farbigem Schutzumschlag.
Neupreis ? (schon 1958 nicht mehr in der Besuchsanzeige verzeichnet)

Auf der hinteren SU-Klappe Liste der bis dahin erschienenen vier ersten 5 Freunde-Bücher.




Klappentext:
"Prächtige Burschen, dieser Karl Hartmann und seine 13 Freunde von "Bohnerwachs". Von der Quinta an halten sie zusammen wie Pech und Schwefel. Natürlich sind die "Männer von Bohnerwachs" Lausejungen. Ihr Alter verlangt das. Aber sie sind Lausejungen mit Charakter - und sie haben ein großes Ziel. Zwölf Jahre hartes Training auf der "Prärie" schaffen eine Fußball- und Leichtathlektik-Mann-
schaft, die aufhorchen läßt. Auch wenn Rückschläge nicht ausbleiben: ihre harte Gemeinschaft ist stärker als süße Primanerliebe. Sie büffeln, weil sie wissen, daß Körper und Geist den wahren Gymnasiasten ausmachen. Aus "Bohnerwachs" wird der Kern der Olympia-Mannschaft in Sidney. Hier bricht Karl Hartmann den Weltrekord im Hochsprung, läuft Max Fürst eine Traumzeit über 100 m, stößt Rolf Breitung die Kugel über die Rekordmarke. "Bohnerwachs" erntet Medaillen. "Bohnerwachs ist Die Grosse Mannschaft. J. u. M. ab 9".


Kommentare zum Inhalt:
"Durchgesehene und leicht veränderte Neuauflage" des Sportromans aus den 30er-Jahren. Das Buch fängt mit einer Szene an, bei der die ganze Schulklasse in der Hocke verharren muss, bis einer nach dem anderen umfällt.
Der zuletzt noch stehende Held entwickelt eine ambivalente Führer-Persönlichkeit und widersteht im Interesse seiner "hehren Ziele" sogar den Reizen des weiblichen Geschlechts. Bei den olympischen Kämpfen (Anm.: In Sydney, wie der Klappentext suggeriert,  waren damals gar keine olympischen Spiele) wird u.a. gegen einen "Neger" angetreten, dessen Augapfel "tückisch leuchtet".  - Im vorliegenden Belegexemplar vorn eine Unterschriftenliste aller Klassenkameraden, die dem Besitzer das Buch zum Schulabschluss geschenkt haben. Auf den Schmutztitel hat jemand mit Bleistift geschrieben: "8. April 2005. Absurd! Großer Meister des unfreiwilligen Humors!" (Auweia, humorvoll ist das Buch wirklich nicht). Zum Umschlagbild: Die Figur in der Mitte ist keine Frau, die sind nach der Ideologie des Autors in den kompetitiven Sportarten nicht zugelassen.

Autographe Postkarte von Erich Wildberger (geb. 1903) vom 11.5.72: "Sehr geehrter Herr Birker, da ich von Berlin fortgezogen bin, erreichte mich Ihr Brief vom 13. April erst jetzt - nach mancherlei Irrwegen - im Urlaub am Bodensee. "Die große Mannschaft" erschien bei der Franckh'schen Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, später ebendort im Blüchert-Verlag. Jetzt sind die Buchrechte wieder bei mir. Sämtl. Auflagen sind vergriffen. Ich besitze keine Exemplare mehr. Ihre freundlichen Worte habe ich angenehm verdaut. Mit besten Grüßen Ihr Erich Wildberger."

Beispiele zu "leicht veränderten" Inhalten gegenüber den Ausgaben aus der Nazizeit:
Schlussabschnitt der Ausgabe 1937:  "Bohnerwachs grüßt den größten Sportsmann, den wahren Gymnasiasten, mit Sieg Heil Sieg Heil, Sieg Heil!" - In der Blüchert-Ausgabe: "Wir danken unseren großen Lehrmeistern! - Königinmutter aller Leibesübungen ist die edle Turnkunst!" Dass die Neuauflage dieser Erzählung auch nach dem Krieg bei manchen "Träumern" (Untertitel!) auf "freundliche Worte" gestossen sein muss, zeigt Wildbergers Postkarte. Hitler oder dessen Organisationen werden auch in den Franckh'schen Vorkriegsausgaben nicht genannt, und ein einziger Abschnitt  kann dort als antisemitisch bezeichnet werden. Ein Schüler fragt den unbeliebten Lehrer, wo
("örtlich"!) - in Bezug auf die Geschichte von Abraham und Isaak - der "rote Faden" zwischen dem Volke Israel und den Kannibalen in Afrika liege. In der Blüchert-Ausgabe ist der Abschnitt auf S. 110 immer noch enthalten, aber der "rote Faden zu den Kannibalen" weggelassen, wodurch der ganze Abschnitt  unverständlich wird. - Unverändert belassen wurden auch die Diskussionen zwischen den "Helden" und ihren Freundinnen, z.B. auf S. 139, wo Max seiner Zukünftigen empfiehlt, keine "dämliche Gans" zu sein und ihm etwa weibliche Kinder aufzutischen: "Donnerwetter, erkundige dich, wie man's macht!". - Erich Wildberger würde sich, mit diesen Bemerkungen konfrontiert, sicher sehr ungerecht behandelt führen, ging es ihn doch in diesem Buch darum, "sportliche Fairness" und den "Wert der Kameradschaft" zu besingen und die Beharrlichkeit der Jugendlichen darzustellen, gegen alle Widerstände begeisternde Siege als deutsche Fussballmeister und Gewinner der olympischen Spiele (in Sidney, wo erstmals im Jahr 2000 olympische Spiele stattgefunden haben!) zu erringen. Trotzdem ein richtiges Nazibuch!

Frühere Auflagen (nach DNB):

(1. Auflage) "um 1935" 1.-8. Tsd. (Franckh Stuttgart)
(2. Auflage) 1937 9.-19. Tsd. (Franckh Stuttgart): Pappband; Abb. oben (innen nicht illustriert; Satz in Bodoni).
"3. Auflage 1937" (Franckh Stuttgart; graues Ganzleinen)
?. Auflage 1938 (Franckh Stuttgart)
?. Auflage 1938 (Auswahlreihe des Volksverbandes der Bücherfreunde; Wegweiser-Verlag Berlin)
1943 eine Auflage auf Lettisch (Udris Riga)
(1944) ??.-??.. Tsd. (Franckh Stuttgart)
beachte: Die Blüchert-Ausgabe ist als 23.-28. Tausend bezeichnet (s.o.)! Es dürfte also vorher nur noch eine (dritte) Franckh'sche Auflage (20.-22. Tausend) geben.

Anm.: Die verfügbaren bibliographischen Daten des Online-Handels und der Deutschen Nationalbibliothek sind widersprüchlich und erlauben keine kohärente Rekonstruktion der Auflagen. - Im Mai 2019 wurde bei Nosbüsch & Stucke in Berlin eine Sammlung von 10 unveröffentlichen Roman-Manuskripten von Erich Wildberger für 300,- Euro versteigert (Typoskripte in Ordnern; Lot 1561).
www.blüchert.ch